Zwischen - Blues

Der 27.12. eines jeden Jahres ist irgendwie immer grau. Es sei denn, ich habe Skier unter den Füßen und die Bergsonne lacht mir ins Gesicht. Der Blick aus meinem Fenster in die graue norddeutsche Tiefebene hat so gar keine motivierende Wirkung auf mich. Da hilft es  auch nicht, dass ich frei nach Loriot, die Grautöne in unterschiedliche Graustufen einteile und am Horizont tatsächlich ein freundliches Grau entdecke. 

Der Anblick des Weihnachtsbaumes macht es nicht besser. Wird mir doch bewusst, dass Weihnachten vorbei ist und ich die ganze Weihnachtsdeko wieder in Kisten verstauen muss. Ich schätze ein ganzer Tag Lebenszeit geht dafür drauf ... seufz.

Vielleicht befinde ich mich in einem Zwischen-Blues? Andere verfallen in den November-Blues, weshalb also nicht auch ein Blues zwischen den Jahren? Der Tag nach Weihnachten wirkt vielleicht einfach nur grauer, weil das Fest vorbei ist und damit der ganze Aktionismus. Vor den Festtagen habe ich mich in die Reihe derer eingereiht, die wie aufgezogen durch die Gegend gerannt sind. Dies muss noch besorgt werden, hieran muss ich noch denken, dass muss bis zum Jahresende noch erledigt werden und und und. Dann die Festtage, bei uns voller lieb gewonnener Rituale und nun, der Schreibtisch ist aufgeräumt, der Kühlschrank immer noch voller Essen und das Haus auch noch nicht wieder verdreckt, schwebe ich im stressfreien Raum.

Stressfreies Arbeiten löst bei mir eher eine ... komme ich heute nicht, komme ich morgen - Philosophie aus, die am Ende des Tages ein leeres Blatt Papier vorweist.

Ich mach mal das, was ich vielen meiner Klientinnen rate, wenn sie nicht zu "Potte kommen". Ich nehme meine Business- Rituale wieder auf. Durch die Weihnachtstage aus dem Tritt gekommen, beginnt mein Arbeitstag immer mit einer guten Tasse Kaffee, einen Blick in die Zeitung und der Erledigung der wichtigsten Mails und Telefonanrufe. 

...und plötzlich ist es egal welcher Grauton da draussen vorherrscht. Meine Gedanken sind jetzt bunt und erfüllt von meiner Arbeit.

 

Nachtrag: natürlich lebe ich jetzt den Luxus einer freiberuflich arbeitenden Spezies mit freier Zeiteinteilung. In meinem früheren Leben war das erste Ritual, mit dem mein Arbeitstag begann das Geräusch der Zeiterfassung.

 

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