Diesen Satz habe ich gestern in der Tageszeitung gelesen. Am 10. März war Equal Pay Day und die Republik ist bestürzt über die Tatsache, dass wir Frauen bis zu diesem Tag, in diesem Jahr ohne Entlohnung gearbeitet haben. Was mich als Frau und Bürgerin dieses Landes echt nervt, ist diese performte Betroffenheit und die Wiederholungschleifen in der Ursachenforschung. Ja, die Teilzeitarbeit ist schuld und die bösen Arbeitgeber, weil sie den Frauen einfach nicht mehr zahlen. Nicht zu vergessen die fehlenden Kita-Plätze und und die Dreistigkeit der Männer, Karriere machen zu wollen, während Frau die Familie managen muss.
Was aber sagt dieser Satz wirklich aus?
Wir Frauen sind passiv, wir überlassen es anderen, Entscheidungen für und über uns zu treffen.
In der Politik und in den Medien werden wir Frauen als Opfer gesellschaftlicher Intrigen dargestellt. Schutzlos der männlichen Ignoranz gegenüber unseren Bedürfnisse ausgeliefert. Während Männer die Fähigkeit zugesprochen wird, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, haben wir, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, die für uns in den Ring steigen. Es erinnert ein wenig an Helikopter -Eltern, auch sie sprechen ihren Zöglingen die nötige Reife ab, um selbstständige Entscheidungen zu treffen.
Hier wir Frauen, dort die Gesellschaft?
Hätten wir mehr Kita-Plätze, wenn die Kinderbetreuung vorwiegend von Männern wahrgenommen werden würde? Wohl kaum, schließlich sind die zu ständigen Sozialressorts der Länder und des Bundes vorwiegend in Frauenhand.
Liegt die Verantwortlichkeit für eine Entscheidung zur Teilzeitbeschäftigung einer Frau ausschließlich bei der Gesellschaft? Oder ist es vielmehr eine persönliche Entscheidung? Natürlich prägen Rahmenbedingungen eine Entscheidung, jedoch ist es wenig zielführend sie als Schuldige auszumachen und in persönliche Kapitulation zu verfallen. Vielmehr sollte Frau sich fragen, „was kann ich selbst tun, um meine Situation zu verbessern?“
Frauen können z.B. lernen wie „frau“ Gehaltsverhandlungen erfolgreich führt. Sie können lernen selbstbewusst aufzutreten und ihre Bedürfnisse klar zu kommunizieren, ob nun mit dem Partner in Fragen der Kinderbetreuung oder gegenüber Behörden, Arbeitgebern etc.
Solange wir Frauen als unterstützungsbedürftig wahrgenommen werden, werden wir nicht die Akzeptanz einer Verhandlungspartnerin auf Augenhöhe erlangen. Quotenregelungen sind hier eher kontraproduktiv, da sie die Unfähigkeit der Frauen, es selbst zu schaffen, dokumentieren. Im Übrigen ist es beschämend, wenn für Unternehmen Anreize geschaffen werden müssen, damit sie Frauen einstellen.
Wir erleben eine Überregulierung durch den Staat, die es nicht nur uns Frauen erschwert, uns von der allumgreifenden Forderungsmentalität zu distanzieren und eigenverantwortlich unsere Rechte und Ziele durchzusetzen.
Silvia Pehling
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